Am 9. November werden drei je einstündige Stadtrundgänge angeboten, die an Stationen in der Innestadt führen, die im Nationalsozialismus eine bedeutende Rolle gespielt haben. Jede Führung hat einen eigenen thematischen Schwerpunkt.
Treffepunkt ist jeweils am Gedenkbrunnen auf dem Platz der alten Synagoge
Start 14.00 Uhr: Schwerpunkt Medizin im NS
Start 15.30 Uhr: Schwerpunkt Deportationen
Start 17.00 Uhr: Schwerpunkt Synagoge und jüdisches Leben
Samstag, 2. November, 19.00 Uhr (Einlass ab 18.00 Uhr), Getrud Luckner Saal in der Neuen Synagoge Lesung und Gespräch: „Der Preis der Freiheit“ mit Hamed Abdel-Samad, David Geiß und Esther Györi
Samstag, 9. November ab 15.00 Uhr auf dem Platz der alten Synagoge Gegen das Vergessen –Gedenken an die Reichspogromnacht
Am Abend des 9. November 1938 setzen Angehörige der SS, SA und Gestapo die Freiburger Synagoge in Brand. Im Laufe der Nacht wurden jüdische Bürger*innen der Stadt misshandelt, ihre Wohnungen und Geschäfte verwüstet und alle jüdischen Männer zwischen 18 und 78 Jahren am frühen Morgen des 10. November verhaftet. Die nicht-jüdische Bevölkerung Freiburgs schaute schweigend zu.
Zum 86. Jahrestages der Pogromnacht rufen wir als Netzwerk unterschiedlicher antisemitismuskritischer Organisationen zu einem dezentralen Gedenken an die Opfer der NS-Herrschaft in Freiburg auf. Wir laden alle Freiburger*innen dazu ein, am 9. November Kerzen oder Blumen an Stoplersteinen niederzulegen, um die Namen und Schicksale der Verfolgten im öffentlichen Raum sichtbar zu machen.
Auf dem Platz der alten Synagoge werden ab 15.00 Uhr Tische mit Informationsmaterialien aufgebaut sein, ein Stadtrundgang führt an Stationen der NS-Zeit in Freiburg und ab ca. 17.30 Uhr – zum Ende des Shabbats – werden Vertreter*innen der beiden jüdischen Gemeinden Gebete zum Gedenken an die Opfer sprechen.
Stolpersteine für Meier-Friedrich Bloch und Lydia Bloch vor dem Haus Colmarer Straße 8, Freiburg
Vortrag von Ali Ma Mittwoch, 27. November, 19.00 Uhr, Büro des ca ira-Verlages, Günterstalstr. 37
Der Islam ist immer wieder Gegenstand linker und öffentlicher Debatten. Spätestens seit dem Kampf gegen den IS sind Begriffe wie Islamischer Staat und Dschihad in der politischen Diskussion angekommen. Dabei wird meist vergessen, dass es schon seit über 40 Jahren einen islamischen Staat gibt, die sogenannte Islamische Republik Iran. Deren Ideologie ist aber nicht der Dschihad, sondern das Märtyrertum, die religiöse Grundlage des schiitischen Islam, die iranische Staatsreligion. Im Vortrag wird es um diese Ideologie des Märtyrertums gehen: Den theologisch-historischen Hintergrund und die jährlichen Aschura-Zeremonien und deren Bedeutung für die iranische Gesellschaft und Innenpolitik sowie die Auswirkungen auf die iranische Politik seit 1979 – dem Iran-Irak Krieg, Feindschaft gegen Israel, Unterstützung von Terrororganisationen, Frauenunterdrückung und die Proteste 2022.
Ali Ma ist freiberuflich in der Jugend- und Erwachsenenbildung ist. Er bietet Argumentations- und Handlungstrainings gegen Rechts an sowie Schulworkshops zu den Themen Rassismus und Antisemitismus. Darüber hinaus hält er Vorträge zu Johannes Agnoli. Dazu gehört eine vierteilige Vortragsreihe zu den Themen: 1968, Subversive Theorie, marxistische Staatstheorie und Faschismusanalyse. Als persischer Muttersprachler hat er die Proteste 2022 mitverfolgt, die auch Teil des Vortrags sein werden.
Online-Vortrag von Thomas van der Osten-Sacken am Donnerstag, 7. November um 19.00 Uhr
Im Zentrum des israelisch-palästinensischen Konflikts steht weniger die Frage um künftige Staatsgrenzen, sondern ein von der UN mitverursachtes Flüchtlingsproblem. Denn die von den Vereinten Nationen 1949 als Nothilfsagentur ins Leben gerufene United Nations Relief and Work Agency (UNRWA) ist heute für knapp sechs Millionen sogenannter Flüchtlinge im Libanon, Syrien, Jordanien, der Westbank und dem Gazastreifen verantwortlich. Dies sind größtenteils die Nachkommen von den 750.000 Arabern, die 1948 während des Unabhängigkeitskrieges aus Israel geflohen sind. Ein vererbbarer Flüchtlingsstatus stellt weltweit eine Einmaligkeit dar, weshalb diese Flüchtlinge auch nicht unter das Mandat des UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR fallen.
Das von der UNRWA, arabischen Staaten und auch vielen Europäern geforderte Recht auf Rückkehr dieser Menschen nicht etwa in einen künftigen palästinensischen Staat, sondern nach Israel würde de facto das Ende des jüdischen Staates einläuten. Entsprechend betrachteten arabische Staaten und palästinensische Organisationen die Flüchtlingsfrage auch vor allem als Waffe im Kampf gegen Israel. Im Vortrag wird es über die Entstehung der UNRWA gehen, was palästinensische von anderen Flüchtlingen unterscheidet, warum es kein Recht auf Heimat oder Rückkehr gibt und wieso mit der UNRWA keine Lösung des Problems gefunden werden kann.
Thomas van der Osten-Sacken ist Mitbegründer und Geschäftsführer der seit über dreißig Jahren im Nahen Osten tätigen Hilfsorganisation Wadi e. V. und freier Autor, der in Buch- und Zeitungsartikeln über die Region berichtet.
Online über Zoom https://us06web.zoom.us/j/88664348128?pwd=alZJWDZFalJlK2FGclBUMW9BdklGUT09
(Frankreich/Rumänien 1997 / Omu / 104 Min. / R. Tony Gatlif)
So, 31. März, 19.30 Uhr, Kommunales Kino, Urachstr. 40
Stéphane, ein französischer Musikwissenschaftler, fährt nach Rumänien auf der Suche nach einer geheimnisvollen Sängerin, deren Stimme sein Vater noch einmal hören wollte, bevor er starb. In einem kleinen Roma-Dorf freundet er sich mit dem alten Musiker Izidor an und trifft auf die schöne Sabina (Rona Hartner), die seine erste große Liebe wird. Gatlifs Roadmovie ist ein starkes Plädoyer für Toleranz.
Josef Reinhardt blickt auf das weite Feld. Der Bauer neben ihm schaut meist nach unten oder zur Seite, um dann zu murmeln: »Das weiß ich nicht mehr.« Hier stand von 1940 bis 1943 das Zwangslager Maxglan, von dem aus das NS-Regime viele der Insass*innen in Vernichtungslagern ermordete. Auch Josef Reinhardt war als Kind mit seiner Familie dort, wo man jetzt auf unschuldig grünes Land blickt. Nina Gladitz folgt ausgehend von seiner Lebensgeschichte der Produktionsgeschichte des Films »Tiefland«, den Leni Riefenstahl zwischen 1940 und 1944 drehte. Dafür benutzte sie Sinti und Roma, die im Zwangslager gefangen gehalten wurden und setzte sie als Kompars*innen ein. Gladitz geht der Frage nach, wie unwissend die Regisseurin tatsächlich gewesen sein konnte. Viel wichtiger noch: Sie verleiht den Sinti und Roma Stimmen und dadurch die Möglichkeit, ihre eigene Geschichte neu zu fassen. Dieser Film beinhaltet diskriminierende Sprache.