Scharlatan, Neonazi und Aluhut – Verschwörungsideologie und Esoterik in Zeiten von Corona

Online-Vortrag von Peter Bierl
Freitag, 19. März, 19.00-21.00 Uhr

Die Proteste der Querdenker*innen werden von vielen Menschen unterstützt, die der Esoterik anhängen. Das ist kein Zufall. Wer glaubt, dass unser Leben von höheren Mächten abhängt, dass nur Eingeweihte den großen Durchblick haben, Krankheiten aus schlechtem Karma resultieren oder Zuckerkügelchen helfen, wenn es im Bauch zwickt, der ist reif für die Verschwörungsideologien. Welche Wucht diese Gemeinschaft aus Neonazis, Wutbürger*innen und Esoteriker*innen entfalten kann, zeigte der Sturm auf das Kapitol in Washington unter Führung eines Schamanen.
Hierzulande sind Anthroposoph*innen beteiligt, die einflussreichste okkult-esoterische Richtung in Deutschland. Ihr Begründer Rudolf Steiner lehrte, dass göttliche Führer, Erzengel, Engel, Götterboten sowie Volks-und Rassengeister die Geschicke der Welt bestimmen. Das ist per se eine Verschwörungsideologie. Steiner bezeichnete Bazillen als „physisch verkörperte Lügendämonen“, Impfen wird von vielen Anhänger*innen abgelehnt. Bei Masern sind Waldorfschulen immer wieder Hotspots. Charles Eisenstein, Mastermind der Occupy-Bewegung, schrieb, Angehörige einer Quechua-Gruppe in Peru würden bei einer schweren Corona-Erkrankung kein Beatmungsgerät verlangen, sondern einen Schamanen, der sie beim Sterben begleitet. Für ihn ist der Tod eine „Pforte zur Liebe“.
Das Unverständnis gesellschaftlicher Verhältnisse, die Abwehr kritischen Denkens, Verschwörungsideologie, Sozialdarwinismus und Menschenverachtung fließen in einer Esoterikbewegung zusammen, die in ihren vielen Facetten diese Gesellschaft durchdrungen hat.

Zur Person: Bierl ist freier Journalist. Von ihm ist soeben der Essay „Die Legende von den Strippenziehern. Verschwörungsdenken im Zeitalter des Wassermanns“ (2021) erschienen.

Foto: Kai Schwerdt (CC BY-NC 2.0)

„Der zweite Anschlag“ (Deutschland, 2018)

Online-Streaming mit digitalem Filmgespräch mit Mala Reinhardt (Regie) und Patrick Lohse, sowie dem Kommunalen Kino und dem iz3w
Donnerstag 18.03.2021, 18-20 Uhr


Protagonist*innen: Mai Phương Kollath, Ibrahim Arslan, Osman Taşköprü, Ayşe Güleç, Özge Pınar Sarp, Gülüstan Ayaz-Avcı
Buch und Regie: Mala Reinhardt
Deutschland 2018
Länge: 62 min.

Mit erschreckender Kontinuität wiederholen sich seit Jahrzehnten rassistisch motivierte Ausschreitungen, Angriffe und Morde in der Bundesrepublik Deutschland.
„Der zweite Anschlag“ dokumentiert die bisher kaum beachtete Perspektive der Betroffenen dieser Gewalt und stellt sie in den Mittelpunkt. In tiefgehenden Interviews entwickelt der Film ein präzises Bild der teils traumatischen Erlebnisse, welche die Protagonist*innen des Films durchlebt haben. Deren Geschichten werden in einer vielschichtigen Erzählweise zusammengeführt und eröffnen einen detaillierten Einblick in den Kampf migrantischer Communities gegen Rassismus in Deutschland.

Der Film ist ab 17. März, 18.00 Uhr für 24 Stunden abrufbar,
Anmeldung zum Filmgespräch unter: bildung2@iz3w.org

Links zum Film:

Deutsche Version:
https://vimeo.com/478369802
Passwort: WochenGegenRassismus

Englische Version:
https://vimeo.com/505233037
Passwort: WochenGegenRassismus

Filmstill »Der zweite Anschlag«

Warum sind Faschismus und Terror unzertrennlich?

Online-Vortrag von Mathias Wörsching
Samstag, 13.03.2021, 18-20 Uhr

Extreme Gewalt ist in der Ideologie aller Faschismen angelegt, sie droht in deren Rhetorik und muss die Konsequenz ihrer Programme sein, falls diese umgesetzt werden. Extreme Gewalt in Form des Rechtsterrorismus, aber auch in Form des staatlich organisierten Massenmords kennzeichnet die Praxis des Faschismus. Die wohl typischste faschistische Organisationsform – der männliche Kampfbund – dient vor allem der Ausübung von Gewalt. Der Vortrag stellt anhand der faschistischen „Liebe zur Gewalt“, wie der im Juni 2020 verstorbene israelische Faschismusforscher Zeev Sternhell dieses Verhältnis nannte, einige wesentliche Begriffe und Probleme der Faschismustheorien vor. Im Zentrum steht dabei die Frage: Wie hängen moderner Kapitalismus und Faschismus zusammen?

Zur Person: Mathias Wörsching ist Historiker und Politologe aus Berlin, betreibt die Internetseite faschismustheorie.de und hat 2020 ein Einführungsbuch zu Faschismustheorien in der Reihe theorie.org des Schmetterling-Verlags veröffentlicht.

Hanaukundgebung Freiburg, Foto: privat
Hanaukundgebung Freiburg, Foto: privat

„Reconstructing Utøya“ (Schweden/Norwegen/Dänemark, 2018)

Online-Streaming mit dem Kommunalen Kino Freiburg
Donnerstag, 18. März – Mittwoch, 24. März


Regie: Carl Javér

Einige Jahre nach dem Massaker auf der norwegischen Insel Utøya versammeln sich Überlebende und weitere Jugendliche. Gemeinsam rekonstruieren sie ihre Erinnerungen an den faschistischen Terroranschlag in dem Jugendcamp. Allein die Inszenierung des Erlebten trifft den*die Zuschauer*in bis ins Mark; erschüttert von dieser unerklärlichen Tat. Dem Attentäter wird dabei kein Raum gegeben, es geht nicht um die Frage, was in ihm vorging, sondern was mit den Überlebenden passierte. Alle Emotionen sind ehrlich, nichts wirkt abgesprochen oder gestellt. Trauer wechselt sich ab mit Freude – eine absolut sehenswerte Dokumentation, die der Trauma-Verarbeitung dienen soll und die Solidarität und damit das Leben ins Zentrum stellt.
Auch für Schulklassen ab Klasse 8 geeignet.

Zugangslink anfordern bei: johanna.metzler@koki-freiburg.de

Filmstill »Reconstructing Utoya«

“If you don’t have to think about it, it’s a privilege.”

Anti-Bias Online-Workshop mit Christina Keller und Magdalena Jäger
Freitag, 19. März, 14.00-17.00 Uhr

Die Anti-Bias-Arbeit zielt darauf ab, strukturelle und zwischenmenschliche Schieflagen sichtbar zu machen und proaktiv für eine inklusive Gesellschaft einzutreten. Der Online-Workshop bringt die Themen Identität und Zugehörigkeit in Zusammenhang mit Macht- und Ungleichverhältnissen in unserer Migrationsgesellschaft. Theoretische Einblicke in den Anti-Bias-Ansatz und methodisches Arbeiten werden dabei mit Austausch und Reflexion innerhalb der Gruppe verbunden.

Anmeldung bis 17.03. bei: Keller-Christina@gmx.de

Hass im Netz – Hatespeech widersprechen

Online-Workshop und Argumentationstraining der Evangelischen Erwachsenenbildung Freiburg mit Nadja Kaiser, Netzwerk Gegenargument, in Kooperation mit Timm Köhler, Ev. Kirchenbezirksbeauftragter für Flucht und Migration Freiburg
Mittwoch 17.03.2021, 18-20 Uhr

Im zweistündigen Web-Seminar wird erarbeitet, wie man sich in einer Online-Diskussion mit Bekannten, in Facebook-Gruppen oder anderen Situationen gegen Hasskommentare engagieren kann: beispielsweise diskutieren, „eine Grenze ziehen“ oder etwas „ganz anderes“ tun. Gesprächsstrategien werden vorgestellt und können gleich ausprobiert werden. Für alle, die sich gegen extrem rechte, rassistische und andere diskriminierende Aussagen engagieren wollen.

Online über Plattform Zoom (Link wird nach Anmeldung zugesandt), Voraussetzungen: Computer, stabiles Internet, Lautsprecher

Kosten: 5-10 € nach Selbsteinschätzung,

Anmeldung unter: https://bit.ly/3s0rfvR