Jugend und Islamismus

Jugend und Islamismus – ein Projekt des iz3w

Der 19-jährige Yannick N. wurde 2014 in Freiburg von Salafisten angeworben. Im Mai 2015 sprengte er sich im irakischen Baidschi in einem mit Sprengstoff beladenen LKW in die Luft. Dutzende Menschen starben mit ihm. Er führte den Anschlag im Rahmen der dschihadistischen Kriegsstrategie des Islamischen Staates (IS) aus. Yannick N. steht für viele junge Leute auch in Deutschland, auf die die menschenfeindliche Ideologie und Praxis islamistischer Gruppen eine fatale Anziehung ausübt.

Yannick N. steht zugleich auch für viele Jugendliche, die zum richtigen Zeitpunkt im positiven Sinne beeinflussbar gewesen wären. Vielleicht hätte das Schlimmste verhindern werden können, wenn er in einem angemessenen geschützten und jugendnahen Rahmen über die Rekrutierungspraxis des IS, dessen Ideologie und seine mörderischen Aktivitäten informiert worden wäre.

Das informationszentrum 3. welt (iz3w) betreibt seit 1968 süd-nord-politische Bildungsarbeit und fühlt sich internationaler Solidarität und der universalen Geltung von Menschenrechten verpflichtet. Sein Ansatz ist emanzipatorische Aufklärungsarbeit gegen alle Formen von Diskriminierung und Unterdrückung. Die Arbeit des iz3w ist offen und transparent und erfolgt über Publikationen, Webseiten, Veranstaltungen, Radiosendungen, Projekttage an Schulen und vieles mehr.

Dieser offene aufklärerische Ansatz liegt auch dem iz3w-Teilprojekt „Jugend und Islamismus“ zugrunde. Es entstand im Juli 2015, nachdem sich im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben“ und mit Unterstützung des Büros für Migration und Integration der Stadt Freiburg die Möglichkeit ergab, eine Projektstelle einzurichten. Bildungsarbeit zu Islamismus bei Jugendlichen ist für das iz3w Neuland, bei dem es noch Erfahrungen zu sammeln gilt. Die Tatsache, dass Islamismus in den Medien und in der Gesellschaft ein hochgradig umstrittenes Thema ist und die Befassung damit allzu oft in rassistische Hetze mündet, macht ein Aufklärungsprojekt dazu nicht gerade einfach, ist aber erst Recht ein Grund, eine emanzipatorische Perspektive stark zu machen.

Das Projekt beabsichtigt Präventions- und Informationsarbeit in Bezug auf Jugendliche, insbesondere jene, die in Gefahr sind, sich radikalen islamistischen Strömungen anzuschließen. Da diese Jugendlichen nicht immer direkt erreicht werden können, wendet sich das Projekt auch an LehrerInnen, SozialarbeiterInnen und andere Menschen, die mit diesen Jugendlichen in engem Kontakt sind. Bei vielen Jugendlichen wie auch MultiplikatorInnen der Bildungsarbeit herrscht großer Wissensbedarf über Islamismus und die Möglichkeiten, ihm durch Prävention zu begegnen. Maßnahmen des Projektes „Jugend und Islamismus“ sind Workshops, Veranstaltungen, Fachgespräche und Projekttage an Schulen. Netzwerkarbeit mit Bildungsinstitutionen, antirassistischen Gruppen und religiösen Verbänden ist ebenfalls ein Schwerpunkt.

Im Rahmen des Projektes ist auch die Teilnahme an Veranstaltungen anderer Institutionen vorgesehen, wie beispielsweise der Stadt Freiburg. Das iz3w wird dabei seine organisatorische und inhaltliche Unabhängigkeit bewahren und seine Perspektive vertreten. Wenn nötig, werden wir auch deutliche Kritik äußern, etwa am ordnungs- und sicherheitspolitischen Vorgehen staatlicher Akteure.

Im Rahmen des Projektes wird vor allem über die Gefahren des Islamismus aufgeklärt. Da wir das Projekt als integralen Bestandteil antirassistischer Bildungsarbeit begreifen, wird dabei nicht über antimuslimischen Rassismus geschwiegen. Jeglichen Vorstellungen, Islamismus durch Abschiebungen bekämpfen zu wollen, werden wir entschieden entgegen treten. Das Problem des Islamismus ist auch eines der hiesigen Gesellschaft, und deshalb muss ihm hierzulande mit den Mitteln der Aufklärung und Bildung begegnet werden. Inwieweit das mit unserem Projekt gelingt, bleibt abzuwarten. Aber wir versuchen es.

Das iz3w-Team

 

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